Der Agenturjournalismus hat eine Vielzahl von Verfahrensweisen entwickelt, um der Aktualität von Ereignissen gerecht zu werden. Ereignisse lassen sich kaum einfrieren, nicht aus dem Kontinuum eines fortlaufenden Geschehens isolieren. Ereignisse stehen stets in einem Kontext von Vorher und Nachher, der für ihr Verständnis wesentlich ist. Dies hat das aktuelle mit dem historischen Geschehen gemeinsam.
Viele Meldungen müssen im Laufe eines Tages daher wiederholt aktualisiert werden. Folgeereignisse können zunächst in einer eigenen Nachricht dargestellt werden. Für einen möglichst umfassenden Blick auf ein aktuelles Ereignis verfassen Agenturjournalisten auch Zusammenfassungen, welche die Aktualität eines Geschehens mit möglichen Reaktionen und vertiefendem Hintergrund in einem Text auf den Punkt bringen.
Anders als Journalisten anderer Medien steht der Agenturberichterstatter ständig unter Druck, möglichst schnell, möglichst präzise und möglichst objektiv zu berichten. Außerdem ist er dann auch noch gehalten, seinen Text möglichst attraktiv zu präsentieren. Dass sich diese Erfordernisse in der alltäglichen Arbeit oft in die Quere kommen, liegt auf der Hand.
Bei der US-Nachrichtenagentur United Press International (UPI) kam die Anforderung an eine möglichst schnelle Berichterstattung in den 1950er Jahren in dem Motto zum Ausdruck: Deadline Every Minute. Ergänzt wurde es von der Forderung: Get it first, but first, get it right! Und wenn einmal eine falsche Information verbreitet ist, besteht der Anspruch darin, möglichst schnell eine Korrektur zu senden - im Format einer Berichtigung bei falsch verbreiteten Details oder im Format eines Kill, falls die Meldung insgesamt nicht haltbar ist und zurückgezogen werden muss.
Die Dringlichkeit der aktuellen Berichterstattung ist abhängig von der Bedeutung eines Ereignisses - je höher der Nachrichtenwert für die jeweiligen Rezipienten, desto ausgeprägter auch das Aktualitätsbedürfnis. Der Rücktritt einer Bundesministerin ist für die Medien in Deutschland von hoher Dringlichkeit, während der Rücktritt eines Ministers im Pazifikstaat Vanuatu von den deutschen Medien eher ignoriert wird.
Um die redaktionelle Gewichtung der Bedeutung von Ereignissen sichtbar zu machen, pflegen Nachrichtenagenturen eine Abstufung von Meldungsprioritäten. Die höchste Dringlichkeit hat eine Blitzmeldung, im angelsächsischen Nachrichtenjournalismus Flash genannt:
Mit diesem Blitz meldete dpa am 6.11.2024 das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den USA, mit der Quelle AP (da es in den USA keine nationale Wahlkommission gibt, hat Associated Press die Aufgabe übernommen, die Wahlergebnisse in den einzelnen US-Staaten zu erfassen). In den 75 Jahren der dpa-Geschichte von 1949 bis 2024 wurden lediglich 65 Blitzmeldungen verbreitet. Der Blitz ist überraschenden Ereignissen von internationaler und mutmaßlich historischer Bedeutung vorbehalten. Die Blitzmeldung verdichtet ein Ereignis der Zeitgeschichte in einer einzigen Zeile. Der Blitz ist im Telegrammstil gehalten, soll dabei aber den Sachverhalt unmissverständlich deutlich machen.
Dem Blitz folgt in kurzer Zeit eine Meldung der nächsten Prioritätsstufe, die Eilmeldung. Die Eilmeldung ist bereits ein ausformulierter, knapper Text von ein oder zwei Sätzen. Diese Meldungspriorität ist für herausragende Ereignisse bestimmt, die meist überraschend eintreten, aber auch erwartete Ereignisse wie ein Wahlergebnis möglichst schnell mitteilen. Eine Stufe darunter folgt eine dringende Meldung, die traditionell als Vorrang bezeichnet wird. Sie beschränkt sich meist auf drei oder vier Sätzen. Der überwiegende Teil des Dienstes von Nachrichtenagenturen wird mit einer Standardpriorität übermittelt, die keine herausragende Dringlichkeit anzeigt.